Zur Wartburg

Mit der Wiedervereinigung zweierlei Deutschlands wurde Geschichte geschrieben, eine Geschichte, welche auch jedes Individuum für sich neu schreiben musste. Orte wurden umgewidmet, verschwanden, erneuerten, kapitalisierten sich. Man ging Richtung Kaufhalle los und landete im Galeria Kaufhof. Und trotzdem bestehen mittendrin kleine Inseln einer Vergangenheit, die passé ist, Zeitkapseln geradezu.
Eine dieser Kapseln fand sich lange im Damenviertel. Die Wirtschaft »Zur Wartburg« bewahrte dort im Gastraum ein Stück DDR-Flair und damit Erinnerung bis ins Jahr 2019 hinein...

... war die These für die Proben zur Premiere dieser Vorstellung Anfang April 2020. Aber es kam anders, und eine Welle von zeitgeschichtlicher Veränderung rollte unter dem Namen eines Bieres über unser Kneipenstück. Doch diese Veränderung spiegelt sich auch in der Kneipe, seit jeher gesellschaftlicher Schmelztiegel genauso wie Nährboden für diverseste Fakten. Im Rahmen der Vorstellung treffen wir einige Stammgäste der Kneipe, die so zwar in Jena stand, deren Personal aber auch andernorts zu finden wäre. In ihrer Verschiedenheit diskutieren sie, angetrieben von den vielen Volumenprozent der Getränkeauswahl, über ihre Wahrnehmung der Wahrheit, Verschwörungen und alles, was eben nur in Stammtischatmosphäre sagbar ist. Vor der Kulisse der Nachwendezeit offenbaren sich über Jahre entstandene Ressentiments und Alternativerzählungen. Gleichzeitig jedoch stellt sich das Ensemble die Frage, ob nicht die Kneipe derjenige Ort sein kann, an dem man die Filterseifenblasen zum Platzen bringen kann und mit Menschen, die eine andere Meinung als man selbst haben, endlich ein Gespräch beginnen kann?

Premiere: 15.10.2020
Stücklänge: 2h

Besetzung

Von und mit: Walter Bart, Pina Bergemann, Henrike Commichau, Mona Vojacek Koper, Leon Pfannenmüller, Elisa Ueberschär         
Idee: Wunderbaum
Endregie: Walter Bart
Bühne + Licht: Maarten van Otterdijk
Kostüme: Cornelia Stephan
Musikalische Einrichtung: Oliver Jahn
Dramaturgie: Thorben Meißner
 

Pressestimmen

Kevin Hanschke schrieb in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: »WUNDERBAUM gelingt es, mit vielen Anekdoten und der von Bühnenbildner Maarten van Otterdijk genial gestalteten Originalrequisite, die Geschichten der Kneipengänger so zu erzählen, dass dabei das Porträt einer Stadt im rasanten Wandel entsteht. ... Auf der Bühne wird jetzt das letzte Bier ausgetrunken, die Stimmen der durchzechten Nacht verstummen. "Die Feste Wartburg, die sich über ein Jahrhundert gegenüber dem Mahlstrom der Zeit behaupten konnte", wie es Klaus fast rhapsodisch beschreibt, ist Geschichte.«
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Wolfgang Schilling sagte im MDR-Kulturradio über die Produktion:
»Ein Abend voller Geschichten und Figuren, ein Abend voller Leben, der zwei Stunden geht und vom glänzenden Rhythmusgefühl des Regisseurs Walter Bart, von der ersten bis zur letzten Minute immer genau richtig dosiert wird. Theater in Bestform!«
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In der OTZ und der TLZ war zu lesen:
»Das pralle Leben wird auf zwei kurzweilige Stunden komprimiert. Unter der Regie von Walter Bart gelingt eine großartige Inszenierung fernab jeglicher Ostalgie.« [Ulrike Kern]
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