JENA, WILL IT BE LOVE OR WILL IT BE FRIENDSHIP?
Wir, das sind die Spielenden Saba, Mona, Ioana, Thato, Luana, Jonathan und Florian und die Regie- und Austattungsassistierenden Thomas und Lenni, sind das neue Ensemble. Für unseren gemeinsamen Start in die neue Spielzeit 24/25 haben wir uns Anfang September eine Stunde Zeit genommen, um darüber zu reden, wie wir angekommen sind, was wir bisher in Jena erlebt haben
und wie wir auf die anstehende Zeit hier blicken.
Ioana: Worauf habt ihr Bock in Jena, worauf freut ihr euch?
Thato: Ich bin fast gar nicht hier.
Ioana: Aber wir haben auch gerade erst angefangen, wenn du dann auch probst...
Thato: Ja, genau, dann weiß ich, was in Jena cool ist und was nicht so. Aber Thüringen insgesamt… die Landschaft, glaube ich. Also, ich finde die Natur in Thüringen echt schön, das ist wirklich toll. Und auch, wie sagt man…
Florian: Hügelig.
Thato: Ja, Jena ist sehr hügelig.
Florian: Beinahe sogar bergig.
Jonathan: Als ich das gesagt hab, meinte jemand zu mir, das sind noch keine Berge.
Florian: For real?
Jonathan: Ja! Ich meine, ich komm vom Meer, alles was ein bisschen hoch ist, sind für mich Berge!
Lenni: Berge sind so ab 500 Höhenmeter Differenz vielleicht?
Florian: Also es sind obviously keine Alpen.
Saba: Nä.
Lenni: Drum herum ist ja auch eher Hochebene, also sind wir hier vielleicht auch in einem Tal, ohne Berge...
Ioana: Ich war am Wochenende auf dem Jenzig wieder. Da war dieses Lokal da oben, was letztens zu hatte, als wir alle diese Wanderung gemacht haben. Es war soo lecker! Ich hatte eine Waldpilzcremesuppe und auch noch so Pflaumenkuchen mit Sahne.
Allgemeine Begeisterung.
Ioana: Es waren auch richtig gute Portionen. Und alle so nett, machen noch so Scherze, weil, wir wollten noch einen Löffel, dann haben sie gesagt: Nein, kostet 50 Cent (lacht). Und die Sonne schien, es war richtig schön.
Thato: Ja, die Portionen in Thüringen, also zu Jena kann ich nichts sagen, aber in Thüringen – die Portionen sind echt riesig. Alles ist mega sized XL.
Florian: Das hatte ich die Tage auch, da hatte ich eine Portion, und ich dachte, wow, für den Preis ist es richtig gut.
Saba: Ich hab in Baden-Württemberg gewohnt, es ist so teuer da! Man geht kaum essen als Student*in.
Ioana: Ach stimmt, du hast gesagt, du hast vor, jetzt viel mehr essen zu gehen!Saba: Ja, das muss ich mir angewöhnen. Ich war jetzt in einem koreanischen Restaurant, das war auch hier irgendwo um die Ecke. Und das war… amazing. Auch mit Bier aus Thailand, das war so
erfrischend! Es war richtig gut. Ich war jetzt mit meiner Mama da, und ich geh auch nochmal mit einer Freundin, wenn sie kommt.
Luana: Wo ist das?
Saba: Das ist 5 Minuten von hier. Da ist auch ein Garten und man kann draußen sitzen. Also, falls es euch gerade nicht kalt ist. Und die Portionen sind auch groß!
Mona: Neulich war ich Klöße essen, das war auch so eine große Portion, dass ich mir die zweite Hälfte mit nach Hause nehmen konnte.
Florian: Geil.
Jonathan: Ich liebs, dass das gerade unser Kriterium ist.
Saba: Wie viel kriegt man, das ist mir wichtig! (lacht)
Mona: Und die Klöße waren einfach top, die erfüllen so nostalgische Oma-Erinnerungen. Naja und es gibt mega vegane Saucen!
Saba: So, jetzt haben wir vielleicht genug über Essen geredet.
Florian: Also, ich hab mir vorgenommen, hier in Jena die Museen auszuchecken, und das Planetarium.
Ioana: Ich war jetzt im Planetarium!
Florian: Carl Zeiss war doch mit dem Planetarium hier Vorreiter weltweit für … irgendwas?
Thomas: Optik und Linsen und so.
Jonathan: Irgendwo hab ich gelesen, dass in Jena durch die ganzen Arbeiter von den Zeiss-Werken super viel SPD gewählt wurde, und es dann hier auch viel Widerstand gegen die Nazis gab. Und ich hab mich gefragt, ob es sich daraus fortgesetzt hat, dass Jena so eine linke Stadt ist. Ah ja, ich wollte in das stadtgeschichtliche Museum, und Florian und ich wollten in das ... phyloto…
Mona: Phyletisches Museum.
Florian: Genau, mit den toten Tieren.
Jonathan: So tote Sachen find ich irgendwie spannend. Die haben alle mal gelebt, manche vor so langer Zeit, und jetzt sind die noch da, und sehen so zerbrechlich aus.
Mona: Ich möchte mir noch eine Jahreskarte für den Botanischen Garten besorgen!
Lenni: Ich mir auch! Dieses Wochenende saß ich ewig unter den Palmen im Glashaus. Hab sozusagen Kurzurlaub gemacht. Ich glaub, in der Stadt lässt sich sehr gut genießen.
Thomas: Und wie stellt ihr euch jetzt die nächste Zeit in Jena vor?
Mona: Privat oder beruflich?
Saba: Du kannst alles sagen, und wenn es nicht professionell ist, schneiden wir es raus.
Lachen.
Ioana: Nein, wir schneiden natürlich nichts raus, alles ist authentisch, was du gerade liest, liebe*r Leser*in.
Luana: Ganz ehrlich? Gerade fällt mir der Gedanke schwer, mein Zuhause in Berlin bald zu verlassen. Da macht sich Abschiedsschmerz breit. Auch, weil Jena Neuland für mich ist. Aber immer in Bewegung zu sein, ist ja auch wichtig für die Kunst. Aber da muss viel Neugier und Hoffnung sein, um sich nochmal aufzumachen und sein Zuhause zu verlassen!
Mona: Bei mir hat es zeitlich gepasst, schon ab Mai nach Jena zu ziehen. Da konnte ich dann sogar schon wählen gehen! Und sonst genieße ich voll, wieder viel mit dem Fahrrad unterwegs zu sein und dass alles irgendwie um die Ecke ist. Und der Sommer in Jena war einfach mega, mit feministischen Brunches und einer Gruppe toller neuer friends, mit denen sich alles wie Sommercamp angefühlt hat.
Luana: Ich freu mich schon so darauf, mit euch zu arbeiten! Auf den Raum, den wir da gemeinsam betreten werden. Auf die Diskussionen und Gemeinsamkeiten, die wir finden werden, vor und abseits der Bühne.
Thato: Und auf das Publikum hier in Jena!
Florian: Hoffentlich mögen die uns! Und gleichzeitig denk ich mir, ich bin ok damit, auf ein Publikum zu stoßen, das auch erstmal mit uns warm werden muss.
Jonathan: Das fühlt sich schon komisch an, von uns ist bis auf Thato niemand von hier, und wir kommen in diese fremde Stadt und machen hier Theater. Ich finds eigentlich gut, dass, wenn man Theater macht, man erstmal guckt, wo bin ich hier überhaupt, was sind hier für Leute, was passiert hier. Aber ich glaube auch, das erste Jahr ist viel ausprobieren...
Ioana: ...und ankommen. Und etwas als Neuling zu erfahren, ist voll wertvoll. Diese Begegnung, die wir jetzt mit der Stadt haben, ist auch so wie … first love. Man begegnet sich am Anfang, und dann weiß man erstmal nicht so viel voneinander, und ich zeig dir ein bisschen was von mir, du zeigst mir ein bisschen was von dir...
Jonathan: Oh, das ist ein süßes Bild!
Ioana: Wir und Jena.
Jonathan: … will it be love, or will it be friendship.
Lachen.
Florian: Das find ich so toll, dass wir das gemeinsam erleben dürfen hier! Ich war ja vorher in Dresden am Kinder- und Jugendtheater und da bin ich halt in ein bestehendes Ensemble gekommen, die kannten sich schon alle. Da konnte ich auch erstmal untertauchen, bis ich wusste, wo ich als ich auftauchen kann. Und jetzt in Jena ist es so: Wir lernen uns alle neu kennen, wir lernen diese Stadt kennen, und das Publikum. Wir tasten uns alle grade ran, und gucken: Wo ist hier mein Platz? Wo kann ich hingehören? Und versuchen ganz achtsam miteinander zu sein, was ich sehr schön finde.
Luana: Ja, und was kann ich von diesem Ort lernen? Was kann ich von euch lernen? Bleibe ich fremd? Was haben wir gemeinsam? Was kann und darf ich euch erzählen?
Saba: Ich freu mich auf die Nachgespräche, ich bin neugierig, was die Leute für Fragen stellen. Da kommen manchmal so random Fragen, und man ist so, ich hab keine Ahnung, wie kommst du darauf?, erklär mir. Bisher war ich halt immer im Publikum. Darauf bin ich echt gespannt, ob ich alle Fragen überhaupt beantworten kann.
Mona: Ich freu mich ganz besonders auf die Nachgespräche vom Familienstück!Luana: Ich finds schön, wenn das Theaterhaus ein Ort ist, an dem alle gerne auch vor und nach den Vorstellungen zusammenkommen möchten. Theater kann so viel mehr sein als «nur» eine
gute Vorstellung.
Saba: Und du, Thomas, worauf freust du dich in Jena?
Thomas: Selber zu inszenieren!
Lenni: Hast du schon ein Thema?
Thomas: Ja, aber das passt jetzt hier nicht hin.
Luana: Fair enough.
Lenni: Ich hab so richtig Lust, mich in Projekte einzuarbeiten. Es wird sicher intense, aber ich
hoffe, zwischen allem was ich so als Assistenz zu tun hab, findet sich eine Freifläche, um zu
denken und zu tüfteln, an neuen Formaten oder eigenen Projekten oder was auch immer Spaß
macht.
Jonathan: Und was nehmt ihr euch so vor?
Ioana: Fokussierter zu sein und mehr auf mich aufzupassen. Ich hab das Gefühl, es könnte ein Ort sein, wo ich mich weiterentwickeln kann, und wenn ich das tue, ist es auch gut für die anderen.
Saba: Work life balance.
Mona: Ja, unbedingt! Dazu kommt für mich noch ein bisschen Theaterhaus-Freie Szene-Balance. Und wie ist es für dich, Thato?
Thato: Ich weiß es nicht. I've been out of the game for years. Ich denke , es geht erst mal nur darum, wieder reinzukommen. Im ersten Jahr, I want to give myself grace. Ich habe lange Zeit, how would I say it, I struggled a lot, dass ich nicht mehr meine Kunst ausüben konnte. It was like death. It was being dead but alive.
Jonathan: Du konntest nicht im Sinne von…
Thato: … also mein Körper wollte…
Jonathan: … aber es gab keine Gelegenheit?
Thato: Keine Gelegenheit, es war auch so ein Block, ein mental Block. Für eine lange Zeit dachte ich, vielleicht ist das einfach nichts für mich. Maybe it's not for me. Obwohl ich mein ganzes Leben lang nichts anderes wollte, I didn't want to do anything else but be on stage. Und jetzt komme ich wieder rein, yeah! But… I want to give myself grace! I want to forgive myself for ever doubting
myself. And I want to be the best self I have ever been.In den letzten paar Wochen, es sind
eigentlich nur zwei Wochen, seit wir angefangen haben, habe ich etwas gefühlt, das ich kaum
beschreiben kann. Weißt du, wenn die Sonne scheint und du eine Brille abnimmst, und plötzlich
sind die Farben viel intensiver? So waren die letzten zwei Wochen für mich. The colours are
brighter, and I don't want to ruin that by going backwards instead of fowards. Ehrlich gesagt, I have
come a long way, and I still have a long way to go. So I have to give myself grace, I have to give
myself thanks, and I have to appreciate all of you because I cannot wait to do this with you.