Schrecklich amüsant...(c) Jan Dirk van der Burg

Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich

nach David Foster Wallace // SCHAUSPIEL

Auf einer siebentägigen Luxuskreuzfahrt durch die Karibik schrieb David Foster Wallace zum Dank den ebenso brillanten wie ätzenden Essay »Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich«. Zwanzig Jahre später machen sich Wunderbaum auf eine ähnliche Reise. Die Luxuskreuzfahrt wird zur Metapher für eine Unterhaltungsindustrie, die auf die Vereinzelung des Menschen antwortet und zusätzlich depressiv macht. Aber die Kreuzfahrt ist mehr als das – sie ist die »gated community« in Reinkultur. Hier schließen sich Menschen mit ihren ökonomischen und sozialen Standards vom Rest der Welt ab und bilden ihre eigene. Sie ist Abbild der vielen »gated communities«, die allüberall aus dem Boden schießen: Abschottung, Rückzug und neue Mauern angesichts von wachsender Unsicherheit.
Wunderbaum untersucht, warum und wie unsere Gesellschaften auseinanderfallen, und welche Rolle sie selbst dabei haben: Wie »gated« sind wir als Künstler mittlerweile eigentlich selbst?
Wallace’s Oeuvre war mit »Unendlicher Spaß« ursprünglich eine Reaktion auf die amerikanische Kultur mit ihrer Neigung zur Selbstbestrafung im Fegefeuer des Entertainments. Heute steht es für die kulturelle Nervosität eines ganzen Zeitalters, das auf unentwegt neue Weise grenzenlose Befriedigung verspricht. Zurück bleibt leer, einsam und verzweifelt: der Mensch.

Besetzung

Von und mit: Walter Bart, Wine Dierickx, Matijs Jansen, Maartje Remmers
Musik und Komposition: Jens Bouttery
Bühne + Licht: Maarten van Otterdijk

Eine Koproduktion von Theater Rotterdam und Theater der Welt 2017

 

Informationen

Ausverkauft! Nächste Vorstellungen: 16., 17., 18. April 2020

Schauspiel

Freitag, 10.01.2020, 20:00 Uhr · Hauptbühne

Tickets

18,00 €/9,00 € Tickets Online

Pressestimmen

In der FAZ schrieb Simon Strauß über »Schrecklich amüsant ...«
»... WUNDERBAUM präsentiert einen bunten Reigen an szenischen Überraschungen und kluger Unterhaltung. Nie hat man das Gefühl, sie stünden dabei über dem, was sie beschreiben, und fühlten sich als moralische Sieger. Dadurch, dass sie mit dem eigenen Herzen und nicht mit ausgeliehenen Tagestheorien spielen, bleibt man an ihrer Seite. Schaut ihnen voll froherTraurigkeit zu und hat noch lange ihren letzten Coversong im Ohr: „Ich möchte ein Eisbär sein/im kalten Polar/Dann müsste ich nicht mehr schrein/Alles wär so klar.“«
Den vollständigen Artikel finden Sie hier:

Matthias Schmidt schrieb auf dem Internetportal »Nachkritik« über die Produktion:
»... Alles an diesem Abend ... öffnet Denkräume. Das ist so großartig, wie der abgeschlossene Raum eines Kreuzfahrtschiffes zu einer Metapher auf die abgeschlossenen Räume umgebaut wird, in denen wir alle uns aufhalten. In denen wir uns so wohlfühlen, wie die Pauschalreisenden es auf ihrem Traumschiff tun (sollen). Unsere Kreise, unsere Echokammern, unsere Filterblasen, das Theater. Wunderbaum gehen nicht den billigen Weg, sie fallen über niemanden her und verdammen, was so leicht zu verdammen wäre. Die Unterhaltungsindustrie. Das Geschäft mit Illusionen. Den Traum vom Luxus.«
Hier finden Sie den gesamten Artikel von Matthias Schmidt:

In der OTZ / TLZ war von Ulrike Merkel zu lesen:
»...Inspiriert wurden die Holländer von Autor David Foster Wallace. 1995 unternahm der US-Amerikaner eine Luxuskreuzfahrt durch die Karibik, die er im gleichnamigen bissigen Reisebericht festhielt. Die Wunderbaum-Akteure taten es ihm gleich und gingen selbst auf Kreuzfahrt, allerdings auf der Nordsee. Aus ihren Erlebnissen und Beobachtungen entwickelten sie eine großartige Theatercollage, die teils sehr komisch ist, teils aber auch melancholisch stimmt. Sie flochten zudem Wallaces Text und eigene Dichtung mit ein, so dass die Realitäten und Fiktionen verschwimmen. ...«
Hier ist der gesamte Artikel: