Artikelbild Liebe brennt wie ein nasser Lappen (c) Luise Hoppe

Liebe brennt wie ein nasser Lappen

»Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt. (…) "Was ist mit mir geschehen?", dachte er. Es war kein Traum.«
[Franz Kafka, »Die Verwandlung«]

Herzlich Willkommen in der Stadt! Herzlich Willkommen in der Stadt, in der alles möglich ist und alles klappen muss. Kommen Sie herein in die Stadt der Träume, in der sich alles stets verwandeln kann und der Erfolg zum Greifen nahe scheint.

Sehen Sie das Schauspiel »Liebe brennt wie ein nasser Lappen« in dem fünf Figuren auf der Suche nach ihrem Platz im Leben aufeinandertreffen: eine Zauberin mit Zauberkunst-Schaden, eine Schauspielerin mit Anfrage, ein Hebräisch-Lehrer, ein Meister und ein Regisseur mit Skandal sind bereit, Sie zu unterhalten. Herzlich Willkommen im Theaterhaus Jena! Was aber passiert, wenn in der Stadt, auf der Bühne jemand einen besonders schlechten Tag hat? The show must go on?  

Dor Aloni, 1987 in Tel Aviv geboren, Regisseur, Schauspieler, Hebräisch-Lehrer u.a., untersucht gemeinsam mit dem Theaterhaus-Ensemble Franz Kafkas Humor. Auf den Spuren der Selbstironie suchen sie den Umgang mit dem plötzlichen Bruch, mit der Angst vor dem Neuen, dem Überraschenden.  

In Kafkas »Verwandlung« wacht Gregor Samsa eines Morgens zu einem Ungeziefer verwandelt auf. Ein Bruch mit dem bisherigen Leben Gregors und seiner Familie. Kafka beschreibt Gregors Umgang mit seiner neuen Identität und seine Zurückweisung durch die Familie. Nur die Schwester bleibt um ihn besorgt, bis auch sie sich zuletzt von ihm abwendet. Nach seinem Tod wird er von der Bediensteten entsorgt, die Familie beginnt ein neues Leben mit einer Fahrt »ins Freie vor die Stadt«.   

Was ist unser Wesen auf dem Kipp-Punkt der maximalen Ungewissheit? Wie können wir diese konfrontieren, außer angriffslustig zu werden oder die Flucht zu ergreifen? Mit Humor und Selbstironie lässt sich der Unsinn aufspüren und in den Gegensätzen bewegen.

Premiere: 05. November 2022
Stücklänge: 1h 30min

Besetzung

Von und mit: Pina Bergemann, Nikita Buldyrski, Linde Dercon, Leon Pfannenmüller, Anna K. Seidel, Paul Wellenhof
Konzept und Regie: Dor Aloni
Bühne und Kostüm: Sita Messer
Musik: Gil Abramov
Dramaturgie: Hannah Baumann
Ausstattungsassistenz: Fritz Alm

 

Pressestimmen

Im Akrützel war zu lesen: »Insgesamt überzeugt der Abend durch sein Spiel mit Erwartungen und seinen Brüchen. Dadurch, dass man sich als Zuschauer:in äußerst unangenehm berührt und überfordert fühlt und nicht mehr zwischen Realität und Spiel unterscheiden kann. Die hervorragende Schauspielleistung bringt einen dazu, Theater an sich zu hinterfragen und die Rolle des passiven Publikums zu verlassen. Irgendwann beginnt man allerdings, das System zu durchschauen und die ewigen Spannungsbögen funktionieren nicht mehr ganz. Auch das Austesten der Grenzen eines Theaterabends wird nicht immer in seiner Gänze genutzt. Spannend wäre es gewesen, zu sehen, wie weit es gehen kann und wie viel blindes Vertrauen das Publikum den Anweisungen und Aussagen der Schauspielenden schenkt. Doch eines erreicht dieser Abend zweifellos: Er sorgt für Gesprächsstoff und viele offene Fragen. Und vielleicht ist es ja gerade das, was einen hervorragenden Theaterbesuch ausmacht.«
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Michael Helbing schrieb in der TLZ:
»Sie spielen, dass sie spielen. Und dass sie ihr Spiel unter- oder abbrechen müssen, Sie spielen Pannen. Das Spiel geht trotzdem weiter. Es verändert sich nur ständig. Nichts bleibt, wie es ist. Und nach einem fast glaubhaften Abbruch der Aufführung geschieht »Die Verwandlung«. Sie adaptieren Kafkas Gregor-Samsa-Metamorphose, verwandeln sie in eine Theatergewschichte.
Der Abend funktioniert wie ein nur geträumtes Erwachen aus Träumen. Das Ende einer Illusion ist der Beginn einer neuen ... So beerdigt Jena, testweise, ein Theater der Verwandlung, propagiert aber eines, das steter Veränderung unterworfen ist. Das geschieht voll auf der Höhe intelligenter Unterhaltung, die sie in Jena etablieren.«
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