Leaving Carthago
von Pina Bergemann und Anna Gschnitzer
Ein Jahr nach der Geburt ihres Sohnes wagt es Pina Bergemann, ihre größte Herausforderung anzugehen: den »Wiedereinstieg in den Beruf«. Es gibt nur einen Haken: ein Loch. In ihrer Vita. 2016. Kein einziges Theaterstück gespielt, stattdessen – ein Kind. Mutterschaft. Elternzeit. Und so fackelt sie nicht lange und stopft das Loch mit einem fiktiven Stück.
»Leaving Carthago« ist dieses Stück über die Heldinnenreise »einer Seefahrerin, die zu neuen Ufern aufbricht.«
Das ist zumindest die Antwort, die sich Pina Bergemann überlegt hat, sollte sie auf das Projekt angesprochen werden. War es der Druck der Gesellschaft, der Pina B. dazu veranlasst hat, ihren Lebenslauf zu fälschen? Füttert sie mit diesem Vorgang die Erwartungshaltung derselben? Oder war es gar eine feminsitische Heldinnentat, die Pina Bergemann davor bewahrt hat, sich für nur eines, Kind ODER Karriere, entscheiden zu müssen? Und was soll das überhaupt sein, eine Heldin?
Sechs Jahre nach der erfundenen Premiere wird »Leaving Carthago« nun doch das Licht der Welt erblicken. Zusammen mit der Autorin Anna Gschnitzer entwirft Pina Bergemann eine Reflexion über den Druck, dem Frauen mit Kindern noch immer ausgesetzt sind. Es geht um den Gender Care Gap, die Lücke im Lebenslauf und das Sichtbarmachen unsichtbarer Arbeit. Es geht um die Wut, die in weiblich gelesenen Körpern steckt und warum wir glauben, Freiheit und Fürsorge würden einander ausschließen. Und welch besseren Ort für dieses Stück könnte es geben als das Theater, an dem sich Pina Bergemann vor einiger Zeit mit ihrem gefälschten Lebenslauf beworben hat: Das Theaterhaus Jena.
Triggerwarnung: Schwangerschaftsabbruch
Premiere: 21. April 2022
Stücklänge: 1h 25min
Besetzung
Von und mit: Pina Bergemann, Dorothea Arnold, Ella Gaiser
Chor der Mütter: Kristin Bohn, Louise Büche, Katja Flade-Radatz, Marie Grätz, Andrea Hesse, Leonie Kehmann, Helene Kreysa, Christina Neuss, Silvia Rißner
Idee: Pina Bergemann
Text und Konzept: Anna Gschnitzer
Regie: Pina Bergemann
Endregie: Babett Grube
Bühne und Kostüme: Bettina Kirmair
Dramaturgie:Anne Sonnenfroh
Leitung Sprechchor: Caro Mendelski
Programmheft zum Herunterladen
Fotogalerie »Leaving Carthago« (c) Joachim Dette
Pressestimmen
Michael Helbing schrieb in der Juni-Ausgabe 2022 der Fachzeitschrift »Theater der Zeit« über »Leaving Carthago«:
»...Bergemann, so die Erzählung, entgleitet ihr Stück, ehe sie es zu fassen kriegt. Sie konstruiert es, es dekonstruiert sich gleich wieder und legt die Schwächen frei: nicht die dieses ganz im Gegenteil starken, ergreifenden und erheiternden Abends der Selbstermächtigung, sondern die menschlicher Selbstüberschätzung.«
Den vollständigen Artikel finden Sie hier:
Harald Raab schrieb im Internetportal »Nachkritik« über die Produktion:
»... Da die auskunfts- und bekenntnisfreudige Regisseurin Pina Bergemann als Performerin auch noch reichlich »kreatives Improvisationstalent« besitzt, ist daraus ein feministisches Theaterprojekt geworden, aufgeschrieben von Anna Gschnitzer mit dem Ziel, das alte und für die betroffenen Frauen stets aktuelle Dilemma mit rockigem Beat und atemberaubenden Tempo ins Bewusstsein des Publikums zu hämmern. Nachdenkliches wird fein dosiert hineingeflochten: Wie bringt Frau Karriere und Kinder unter einen Hut?...«
Den vollständigen Artikel finden Sie hier:
MDR Kultur: »Mutter oder Künstlerin: Warum eine Schauspielerin aus Jena für ihre Karriere gelogen hat.«
Das vollständige Interview finden Sie hier:
In der TLZ/ OTZ schrieb Ulrike Merkel:
»... Selten wurden die widersprüchlichen Vorstellungen von Familie, Frausein und Feminismus im Theater so unbeschwert, umfänglich und kunstvoll aufgedröselt und zerpflügt, ohne dabei die Ernsthaftigkeit des Anliegens aus den Augen zu verlieren. Einen großen Anteil daran hat neben den drei professionellen Schauspielerinnen Pina Bergemann, Ella Gaiser und Dorothea Arnold auch der Chor der Mütter. Als authentische Beispiele schlagen sie die Brücke in die Wirklichkeit.«
Das vollständige Interview finden Sie hier: