Geht das schon wieder los – White Male Privilege (DEA)

von Annelies Verbeke // deutsch von Heike Baryga

So muss sich das Warten auf's Schafott anfühlen. Lesley, Inga und Tom, drei Mitarbeiter*innen eines international agierenden Magazins, sitzen beisammen und warten auf ihr Urteil. Was geschehen ist? Zur Feier des Black Achievement-Monats hat Lesley für das Cover der Zeitschrift ein Bild einer schwarzen Frau gezeichnet, in »ihrem eigenen Stil«. Sie selbst nennt es eine Ode an dieselbe, die Öffentlichkeit sieht in ihrer Zeichnung jedoch ein rassistisches Stereotyp. Die anderen zwei haben das Cover mitverantwortet und freigegeben, und nun warten sie auf ihren Schuldspruch aus der amerikanischen Mutterredaktion, während sich draußen unter dem Hashtag »zurschieflagedernation« ein immer größer werdender Protest zusammenbraut. Ist dieser Vorfall nur ein Versehen oder Ausdruck einer tiefer liegenden Struktur?
In ihrer Diskussion wird schnell offenbar, dass sie in Bezug auf ihre Situation zumindest einen Standpunkt teilen: Das war doch ganz anders gemeint, und die anderen sind sowieso immer so empfindlich. Auch wenn Inga schon vorher gezweifelt hat. Und Tom als Mann sowieso weiß, dass sein Mann-sein ihn als den Verdächtigsten überhaupt erscheinen lässt.
Das Perfide an Lesley, Tom und Inga ist jedoch nicht allein ihr Sexismus, Rassismus, etc. Vielmehr sind ist es ihre gesammelten unhinterfragten Privilegien, ihre immer mehr in blindes Um-sich-schlagen ausartende feindliche Haltung gegenüber der Welt da draußen. So ist es nur logisch, dass wir die Protagonist*innen am Ende nicht nur vor einem selbstgemachten Scherbenhaufen stehen sehen, sondern auch vor einer noch immer nicht besiegten Selbstgewissheit. Denn: »Niemand wird uns tadeln, uns, denen alle Alles zu verdanken haben.«

Besetzung

Mit: André Hinderlich, Mona Vojacek Koper, Charlotte Puder sowie den Stimmen von Pina Bergemann, Omar El-Saeidi, Daniel Frankl Regie: Matijs Jansen
Bühne + Licht: Maarten van Otterdijk
Kostüme: Cornelia Stephan

Eine Koproduktion mit dem Theater Rotterdam.

 



Informationen

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Donnerstag, 28.11.2019, 20:00 Uhr · Hauptbühne

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